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LEHMPUTZ HÄLT DIE ATEMWEGE GESUND

Lehmputz sorgt für ein gesundes Raumklima. (Quelle: dpa)

Lehm an der Wand klingt eher nach einfacher Hütte als nach moderner Bauweise. Doch auch bei Neubauten wird Lehmputz immer beliebter. Denn Lehm schafft durch seine Struktur eine wohnliche Atmosphäre und ist zudem auch noch gesund: So gleicht der Lehmputz die Luftfeuchtigkeit aus und nimmt sogar Schadstoffe aus der Luft auf. Lehmputz lässt sich in fast jedem Haus verarbeiten. Was beim Auftragen von Lehmputz zu beachten ist und worin der Nachteil von Lehmwänden liegt.

"Wände aus Lehm sorgen für eine konstante und gesunde Luftfeuchtigkeit in Innenräumen. Das schont die Schleimhäute der Anwohner und reduziert das Risiko für Erkältungskrankheiten", nennt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf seiner Internetseite einen der Vorteile des Baustoffs.

Risse im Putz ausbessern
Risse in der Wand sind nicht nur hässlich. Sie können sich ausbreiten und der Schaden wird größer. Diese Methode lässt den Riss dauerhaft verwinden.Video
 

Diese regulierende Eigenschaft – Lehm hält die relative Raumluftfeuchtigkeitskonstante bei durchschnittlich 50 Prozent – wird stärker je dicker die Lehmschicht ist. "Aber auch Putzstärken von fünf Millimetern bringen bereits einen positiven Effekt", sagt Wolfram Walther, Inhaber einer lehmverarbeitenden Firma in Bad Lausick (Sachsen). "Und selbst kleine Lehmflächen verbessern schon das Raumklima", sagt der Fachmann. Um einen optimalen Effekt zu erzielen, sollten alle Wände, und im besten Fall auch die Decke mit Lehm verputzt werden.

Lehmputz auch im Bad möglich

"Oft entscheiden sich Menschen für das Bauen mit Lehm, wenn sie bereits Beschwerden oder Allergien haben", erzählt Walther. Lehm besitzt die Fähigkeit, Rauch und Ausdünstungen und Schadstoffe zu absorbieren und kommt ohne künstliche Zusatzstoffe aus. Bei fachgemäßer Verarbeitung sei die Schimmelgefahr gering, weshalb sich der Putz auch für Bäder eigne, sagt Walther. Und weil es elastisch ist und Wärme gut speichert, ist das Material auch gut für Putz über Wandheizungen. Hier sollte allerdings ein Gewebe eingearbeitet werden.

 

Lehmputz in zwei Schichten auf Untergrund auftragen

Aufgetragen werden kann Lehminnenputz auf fast jeden Untergrund, ob auf Gipskarton, Beton oder Kalkwänden. "Je nach Untergrund ist allerdings eine Grundierung erforderlich", erläutert Walther. Bei dickeren Lehmschichten von anderthalb bis zwei Zentimeter empfiehlt sich ein zweilagiger Putz. Hierfür wird eine Schicht aufgetragen, diese lässt man trocknen, ehe man die zweite Lage aufbringt. "Im Wesentlichen verwendet man bei der Arbeit mit Lehm übliches Stuckateur- und Malerwerkzeug wie Kellen, Traufel und Schwämme", erklärt Diplomingenieur Stephan Jörchel vom Dachverband Lehm in Weimar.

Allerdings sei gerade das Verputzen der Decke mit Lehm durchaus anspruchsvoll. "Außerdem braucht man fachliche Kenntnisse, um die Untergründe und deren Bedürfnisse zu kennen, damit das Ergebnis auch gut wird", erklärt Walther. Wichtig seien auch die richtigen Anschlüsse an Fenster oder Holz. "Hier muss man den Trocknungsgrad des Lehms mitbedenken." Der Profi macht einen sogenannten Kellenschnitt, um Bewegungsrissen vorzubeugen. Dabei handelt es sich um eine Fuge, die mit der Kelle in den Putz geritzt wird.

 

Fertigprodukte lassen sich leicht verarbeiten

Der Materialkenner rät Heimwerkern daher zu Fertigputzen, die nur noch mit Wasser angerührt werden müssen. Zwar könnten Laien theoretisch auch Lehm und Sand selbst mischen, allerdings sei es relativ schwierig, das optimale Verhältnis zu erzielen.

Lehmputz nur aus Naturbaustoffhandel kaufen

"Um sicher zu sein, dass es sich wirklich um einen ökologischen Lehmfertigputz ohne künstliche Zusätze handelt, sollte man diesen unbedingt aus dem Naturbaustoffhandel beziehen", rät Walther. Aber auch das alte Material von den Wänden, etwa eines alten Fachwerkhauses, könne man wiederverwenden.

Lehmputz hat nur geringe Nachteile

Lehm hat allerdings einen Nachteil: Weil er nicht abbindet, ist er nicht ganz so hart wie herkömmlicher Putz. "Aber fachgerecht ausgeführter Lehmputz hat Oberflächenfestigkeiten, die mit herkömmlichen Kalkputzen vergleichbar sind", sagt Jörchel. Dennoch sollten Lehmwände behutsam genagelt oder gebohrt werden, um das Mineralgerüst des Materials nicht großflächig zu zerreißen. "Bilder oder kleine Dekorationsgegenstände können ohne Probleme aufgehängt werden, für größere Gegenstände wie Regale, Hängeschränke müssen Unterkonstruktionen oder Installationshölzer verwendet werden."

Lehmputz nach dem Trocknen streichen

Lehmputz lässt sich wie ein normaler Putz streichen. Am passendsten empfiehlt sich dafür natürlich Lehmfarbe. Auch Kalkfarbe eignet sich für Lehmputz hervorragend. Lehm-Oberputz hat seine eigene Färbung, die von Ocker bis bis Rot reichen kann – je nachdem, aus welchen Erden das jeweilige Produkt hergestellt werden ist. Dieser Putz braucht dann keine gesonderten Farbanstrich mehr.

Lehmstreichputz als Alternative

Alternativen zum klassischen Lehmputz sind Lehmstreichputze oder Lehmstreichfarben. Sie sind Anstrichstoffe mit geringer Lehmbindung und dienen eher der Optik. Sie haben nicht den feuchtigkeitsregulierenden Effekt, sind aber schadstofffrei und gesundheitlich unbedenklich. "Lehmstreichfarben halten auch auf Holz, mineralischen Putzen oder Tapete", erklärt Andreas Tietz, Inhaber eines Onlineshops für Lehmfarben aus Saalfeld. "Sie besitzen außerdem den höchsten Grad an Lichtechtheit und vergilben nicht." Lehmstreichputze haben grobe, Lehmfarben hingegen feine Füllstoffe.

"Pulver und Wasser werden im Verhältnis eins zu eins angerührt", erklärt Tietz. "Dann lässt man das Gemisch eine halbe Stunde quellen und rührt das Ganze nochmals auf, ehe man mit dem Streichen beginnt." Wer Wände und Flächen plastisch gestalten möchte, kann die Farbe dicker ansetzen und die Masse mit einem Spachtel auftragen.

Fertige Lehmplatten

Als weitere Alternative bietet der Handel auch Lehmtrockenputzplatten an. Sie werden wie Fliesen verarbeitet, also meist auf die Wand geklebt und das sogar mit intregierter Heizrohren. An der Decke muss gegebenenfalls geschraubt oder getackert werden. Ihr Vorteil liegt darin, dass der Lehm nicht erst lange trocknen muss. Eine dünne Schicht Lehm-Oberputz und Lehmfarbe gibt den Platten zum Schluss eine einheitliche Oberfläche.